Auch bei meinem 9. Besuch in Nepal (oder ist es schon der 10te?) lerne ich wieder neue Sachen dazu.
Vor einigen Tagen stattete ich unserer «Thulo ama» im Nachbardorf zusammen mit Bikesh und Anik einen kleinen Besuch ab. Seit vor dem Erdbeben habe ich es nie mehr dahin geschafft, obwohl der Spaziergang bis zu den talumrandenden Hügeln nach wie vor sehr reizvoll ist. Bevor wir loszottelten bekamen wir von Vater Dhungel den Auftrag, möglichst viele «Koirala» zu sammeln. Koirala? Keine Ahnung.
Das Haus der «Thulo ama» (= Laxmis Mutter ältere Schwester) ist seit dem Erdbeben 2015 arg mitgenommen. Es handelt sich um ein einfaches, traditionelles Bauernhaus welches aus Ziegelsteinen, Holz und Lehm gebaut wurde. Die wenigsten dieser Häuser haben das Beben unbeschädigt überstanden. So zieren auch hier üble Risse die Wände und in mancher Ecke sickert das Regenwasser rein. Dank einer Spende von La Dhoka konnte wenigstens das kaputte Dach mit Wellblech gedeckt werden und hält so den übelsten Regen ab.
Während ich in hilflosen Gedanken versank, hatten Bikesh und Anik ganz anderes vor: Von weitem entdeckte ich Anik, wie er sich in der Baumkrone eines dünnen Bäumchens festklammerte und versuchte, die Blumen des Baumes abzuknicken. Unter dem Baum hüpfte Bikesh mit einem grossen Plastiksack herum und bemühte sich, die herunter segelnden Blüten aufzufangen.
Dankbar um die Ablenkung ging ich den beiden beim Aufsammeln zur Hand. Wenig später war der Plastiksack prall gefüllt und die Ausbeute anscheinend zufriedenstellend. Und man staune: Diese Blumen die Koirala wird zu Curry und Achar (scharfe Sauce) verarbeitet! Dabei werden die Blüten und die Knospen verwendet.
Noch am selben Abend konnte ich den Beweis selber kosten. Da die Blumen aber wie alles andere Gemüse mit viel Gewürzen zubereitet werden kann ich euch aber beim besten Willen nicht beschreiben, wie diese Blumen denn nun schmecken. Nach Curry eben. 🙂