“Und was passiert, wenn ich das Ding zu weit nach oben stosse? Brauch ich dann noch eine Operation?” Schallendes Gelächter erfüllt den kleinen Raum. Die Frau im blauen Sural dreht sich nach links und rechts und bestärkt ihre Vision mit den entsprechenden Gesten. Die Frauen kichern erheitert. Ich lache mit und warte geduldig, bis sich alle wieder beruhigt haben.
An dem kleinen White Board hinter mir hängt eine farbige Grafik, die eine Übersicht über die verschiedenen Organe im weiblichen Unterleib darstellt. Einige der anwesenden Frauen haben vor wenigen Minuten zum ersten Mal gehört, dass wir Frauen “da unten” nicht nur zwei Ausgänge sondern deren drei haben; dass also Pipi und Monatsblutung nicht aus der gleichen Öffnung kommen. Nun hören und sehen sie schon das nächste Novum, nämlich dass dieser kleine, bunte Silikonbecher in meiner Hand nicht nur vollständig in diese mittlere Öffnung eingeführt werden soll, sondern dass dieser das monatliche Blut schon im Körper drin auffängt.
Ziemlich viel Neuigkeiten für eine halbe Stunde! Sobald die Frauen die kleinen Wunderdinger in der Hand haben, probieren sie eifrig die verschiedenen Falttechniken aus. Ein fröhliches ploppen von den sich entfaltenden Cups erfüllt den Raum.
Mir ist bewusst dass für Frauen, die ihren eigenen Körper kaum kennen und noch nie einen Tampon gesehen geschweige denn ausprobiert haben, die Idee des Menstruation Cups ziemlich beängstigend sein kann.
Doch die anwesenden Frauen in ihren bunten Kurtas sind schnell motiviert: Die Aussicht nicht mehr jeden Monat massenweise Tücher in die Hosen stopfen zu müssen und diese dann von Hand wieder auszuwschen ist vielversprechend.
Nach zwanzig Minuten erklären, Hygiene und Ausdauer betonen, Filmchen schauen und Silikonbecher verbiegen stellen wir die entscheidende Frage: Wer hat Lust, den Menstruations Cup auszuprobieren? Die Jüngeren Frauen nicken schnell und motiviert, doch auch etwas ältere Frauen, auch solche, die schon ein Kind geboren haben, nehmen gerne einen Cup entgegen. “Vielleicht klappt es das erste Mal noch nicht so richtig”, schiebe ich nach, “ihr müsst euch Zeit geben und ausprobieren und euren Körper besser kennenlernen. Wenn ihr den Dreh raushabt, wird es eine risen Erleichterung im Alltag sein für euch”, versuche ich die Frauen zu bestärken. Doch das Konzept ist bestechend genug- die nächsten Wochen und die Feedbacks von den Frauen werden zeigen, ob sie ihre antrainierte höfliche Distanz zum eigenen Körper tatsächlich ablegen und sich auf etwas so neues einlassen können. Ich hoffe es für sie!