Schlaglöcher, Himalaja und Gebetsfahnen
Anfangs Oktober dieses Jahres: Elf Reisende aus der Schweiz treffen sich in der Nähe von Kathmandu zusammen mit sieben La Dhoka-Kinder und einer Nepali-Familie zum Picknick. Ein Vergleich der Kultur des „Draussen Essens“
Schon die Reise zum Picknick ist spektakulär. Nach einer halben Stunde Fahrt auf der ausnahmsweise nur mässig verstopften Hauptstrasse am Rand von Kathmandu zweigt die Strasse steil ab. Sofern von einer Strasse die Rede sein kann. Worte wie „Schlaglochpiste“ oder „Holperstrecke“ wären wohl besser angemessen. Der bis auf den letzten Platz – und sogar auf dem Dach- gefüllte Bus beziehungsweise dessen Fahrer lässt sich vom für Schweizer Verhältnisse miserablen Belag nicht irritieren und windet sich langsam aber stetig durch Reisfelder und kleine Dörfer in die Höhe. Apropos winden: Auch der eine oder andere Fahrgast aus der Schweiz beginnt sich im Sitz zu winden, da die Vibrationen den empfindlichen Mägen der Gäste zusetzen. Bei denjenigen mit robusterem Mägen machen dafür erste Erwartungen die Runde: Sieht man wohl den Mount Everest vom Aussichtspunkt?
Die Fahrt über die Schüttelpiste lohnt sich. Der Aussichtspunkt Kakani ausserhalb von Kathmandu bietet Blick auf die Stadt und die Himalaja-Riesen. Spektakulär ragen die 7000er und 8000er empor und scheinen an ihrem höchsten Punkt ein Stück vom Himmel zu berühren.
Der Ausflugsberg ist so etwas wie der Uetliberg Nepals. Einfach ohne Gipfelrestaurant, und Aussichtsturm– dafür mit vielen Gebetsfahnen, die im Wind flattern.
Umgeben von Bergen fühlen sich die Gäste aus der Schweiz sofort geborgen. Eine Spur von Heimat ist durchaus zu spüren. Und wie steht es mit dem Essen? Die Nepali sind ganz verrückt nach heissem Tee mit viel Zucker und Milch. Chia nennt sich das dampfende Gebräu. Unsere Gastgeberinnen aus Lubhoo kochen diesen frisch auf dem eigens mitgebrachten Benzinkocher. Den Gaumen der Gäste verwöhnen sie mit Kichererbsen, scharf gekochtem Gemüse oder mit den auch in Indien beliebten Samosas.
Neben dem Essen gehört zu einem Picknick mit sieben Kindern auch viel Bewegung. Ohne Berührungsängste werden die Schweizer Gäste gleich als Spielkameraden in Beschlag genommen. Beim Spielen verschwinden auch die kulturellen Unterschiede schnell. Klatschspiele, Fussball oder Tanz funktionieren in Nepal und in der Schweiz genau gleich.
Und um die Frage vom Anfang zu beantworten: Nein, den Everest sieht man vom Kakani aus nicht. Dafür andere prächtige Gipfel. Die mindestens so schön sind wie der höchste Berg der Welt.