Von Melina Tatalias
Wie 2011 hatten Andreas und ich die Gelegenheit, La Dhoka vor Ort besichtigen zu können. Äusserst gespannt war ich auf unseren neusten Projektzweig, das Womenproject.
Während wir noch auf einem Trekking mit der Höhe und dem Schnee kämpften, investierte Kelly ihren Schweiss und Leidenschaft bereits in die ersten Trainings in unserem Womenhouse in Balkhu (siehe Bericht unten). Die Frauen zeigten grosses Interesse an Themen wie Menstruation und Aufbau des Utterus. Zusätzlich zu diesem Hintergrundwissen vermittelte Kelly auch verschiedene einfache Beckenbodenübungen, welche die Beckenbodenmuskulatur stärken sollen.

Es zeigte sich, dass die Frauen viele medizinische und – wenn auch extrem scheu – Fragen zur Sexualität hatten.
So beschlossen wir, den 3. Teil des Trainings zum Thema Verhütung und Sexualität durchzuführen.

Bei uns ist Sexualität und der weibliche Körper omnipräsent. Wenn nicht durch die Eltern oder Lehrer, werden wir spätestens durch Schulkolleginnen oder das Bravo über die Vorgänge in unserem Körper und über das andere Geschlecht aufgeklärt. Da viele unserer La Dhoka Frauen nie zur Schule gingen, nahmen wir an, dass sie sich untereinander zu solchen Fragen austauschen. Zu unserer Überraschung ist das jedoch nicht der Fall. So kamen während jedem Training Fragen wie: „I have pain during menstruation, ist that normal?“ Oder: „I have pain when I make pipi, ist that normal?“ Auch das Thema Schwangerschaft wird in Nepal meistens über das Thema Injection gehandhabt: Die Frauen erhalten eine 3 Monatsspritze zur Verhütung, haben aber keine Ahnung, was das wirklich ist und werden dementsprechend oft trotzdem schwanger.
Fragen wie „I am not interested in sex, no emotional feelings for husband. He wants sex and it makes pain, what can I do?“ oder Versuche, einen Uterusprolaps mit einem eingeschobenen Stein zu beheben, liessen uns aufgeklärte und über unseren Körper selbstbestimmende Schweizerfrauen jedes Mal leer und schwer betroffen schlucken und zeigten uns, wie wichtig und vor allem auch wie nötig die Arbeit und die Weiterführung des Frauenprojektes ist.
Neben den sehr gut laufenden Nepali-, Environment- und Nähklassen möchten wir auch in Zukunft Womanteachings durchführen und versuchen, vor Ort eine Fachperson zu finden, welche dieses Projekt nachhaltig weiterführen kann. Wir träumen auch von der Möglichkeit einer monatlichen Sprechstunde, da die meisten unserer Frauen keinen freien Zugang zu Ärzten haben. (Auch die staatlichen Spitäler verlangen vor Konsultationen zuerst die Bezahlung der Sprechstunde).

Übrigens: währen unseres Aufenthaltes feierten wir mit viel Lärm, Musik und sogar Geburtstagskuchen den 1. Geburtstag unseres Womenproject. Mittlerweile hat unser «Womenproject“ auch einen anständigen Namen bekommen: Nari Ghar (Frauenhaus).
